Oct. 2025 Meine Amazon-Rezension des Buches "Kalifat nach Plan - Frérismus und seine Netzwerke in Europa" von Florence Bergeaud-Blackler. "Mit Judo ins Kalifat" Die französische Anthropologin Florence Bergeaud-Blackler stellt die modernen Taktiken und Operationen der Muslimbruderschaft und der von ihr beeinflussten Gruppen dar. Die grundsätzlich von Yusuf al-Qaradawi (1926-2022) ersonnenen Vorgehensweisen fasst sie unter den Begriff Frérismus ('Brüderismus'). Als Hauptelemente unterscheidet sie eine Vision, eine Identität und einen Plan, die letztlich der Errichtung eines weltweiten Reiches (Kalifat) unter islamischem Recht (Scharia) dienen. Sehr übersichtlich erklärt sie die raffinierten Methoden der Anpassung der Fréristen an den (zur Zeit wokistisch) verblendeten Westen und die Judo-artige Verwendung westlicher Freiheiten zu deren eigener Abschaffung, unter besonderer Beteiligung der irregeleiteten Linken. Während der Lektüre wuchs mein Respekt für die missionarischen Leistungen der muslimischen Fundamentalisten erheblich. Wer sie unterschätzt ist ein Narr. Dieses Buch sollte Pflichtlektüre für alle sein, die am Erhalt der freiheitlich-demokratischen Grundordnung Deutschlands interessiert sind. (Die Situation in Deutschland wird übrigens in dem Buch "Politischer Islam" von Susanne Schröter beschrieben. Wenn Sie an einer tiefergehenden Analyse der Muslimbruderschaft selbst interessiert sind und eher mit Blick auf Ägypten und die USA, statt Europa, dann empfehle ich Ihnen "The Secret Apparatus - The Muslim Brotherhood's Industry of Death" von Cynthia Farahat.) Rüdiger Heinzerling Irgendwo im Netz gibt es das ausführliche Inhaltsverzeichnis, das ich hier reinkopiere: Inhalt Atmosphärischer Frérismus ............................................... 9 Vorbemerkung ............................................................ 19 Einleitung .................... ......................................... 25 Kapitel I – Die Bruderschaft der Muslimbrüder ........................... 33 Die Bruderschaft – erste »dekoloniale« Bewegung ......................... 34 Der traumatische Schock, den die Abschaffung des osmanischen Kalifats im Jahr 1924 verursachte (36) – Renaissance versus Revivalismus: Von der Selbstkritik zum Dekolonialismus (37) Der VIP-Frérismus des Islamismus: Vision, Identität, Plan ............... 41 Ein Weltbild (41) – Identität ohne Alterität: die Umma (51) Ein Plan (die rechte Anleitung) (54) Die Muslimbruderschaft am Werk .......................................... 59 Eine Struktur im Dienst der Mission: das Modell des ägyptischen Mutterhauses (59) – Berichte von europäischen Brüdern (64) Der Wendepunkt in den 1980er Jahren: Die Internationalisierung des Frérismus ........................................................... 72 Kapitel II – Entstehung des Frérismus: Die Transnationalisierung des Islamismus........................................................... 77 Frérismus: Definition und Merkmale....................................... 77 Frérismus: Entstehung und Entwicklung außerhalb des Hoheitsgebiets des Islams (Dar al-Islam) ................................ 79 Eine Synthese der Erneuerungsbewegungen (79) – Islamistische Studenten im Exil, 1970-1980 (80) – Unterschiedliche Handlungs- weisen: offensiver Dschihad gegen islamische Lebensart (82) Die Institutionalisierung der Muslimbrüder in Europa .................... 93 Frankreich: Die ersten fréristischen Vereine (94) Europa: Die islamischen Zentren der Brüder, finanziert vom saudi-arabischen Wahhabismus (96) Die planmäßige Ansiedlung der ›Union der Islamischen Organisationen‹ in Frankreich ........................................... 100 Kapitel III – Yusuf al-Qaradawi – der Theoretiker des Frérismus . . . . . 107 Nichts aufgeben, alles umfassen: der totale Islam ....................... 109 Der Plan und die Prioritäten der »islamischen Bewegung« ................. 111 Die Aktionsbereiche (114) – Die Rechtslehre der Ausgewogenheit und die Kunst der List (115) – Mobilisierung nach Bevölkerungs- segmenten (118) – Die Strategie der goldenen Mitte: Vom Zentrum aus erobern (125) Das Reich der »goldenen Mitte« .......................................... 131 Europa als »Vertragsgebiet« ............................................. 132 Kapitel IV – Der Euro-Islam der Muslimbrüder: Strukturen ................ 135 Der Euro-Islam .......................................................... 135 Einige der wichtigsten fréristischen Institutionen in Europa ............ 137 Die Föderation des islamischen Organisationen in Europa (137) Das Europäische Institut für Geisteswissenschaften (140) Der Europäische Rat für Fatwa und Forschung (141) Kurzlebige Geschöpfe (142) – FEMYSO: Der junge Zweig zur Bildung der muslimischen Elite von morgen (146) Die Gelder: Europe Trust (155) Das Europäische Forum musli- mischer Frauen (156) – Islamic Relief: Der humanitäre Arm (157) Kapitel V – »Islamisierung des Wissens« ................................. 161 Islamization of Knowledge (IoK) ......................................... 161 Die »westliche Wissenschaft« neu interpretieren.......................... 164 Maududi, ein Vorläufer der IoK (165) – Al-Faruqi, der Theoretiker des Tauhids als zivilisatorische Essenz des Islams (167) Berghout und die prozedurale Islamisierung in Unternehmen (171) Tariq Ramadan, ein Nebenprodukt der Islamisierung des Wissens ................................................................. 175 Kapitel VI – Die heutige Gewalt als historische Notwehr bezeichnen: Soft Law und Soft Power ..................................... 181 Soft Law: Die OIZ und die »Erklärung der Menschenrechte im Islam« ............................................................... 182 Die Organisation für Islamische Zusammenarbeit (182) Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte im Islam (184) Die Strategie der ICESCO (186) Soft Power: Der Kampf gegen die »Islamophobie« .......................... 190 Islamophobie: Ein kurzer Abriss der Endlosschleife vom Opfer und des neuen Delikts der Gotteslästerung (190) – Der Bericht des Runnymede Trust über Islamophobie (191) – Die Beobachtungsstelle für Islamophobie der OIZ (196) – Die europäische Finanzierung der Bekämpfung von Islamophobie auf Kosten der Forschung über den Islam (198) – Soros’ Open Society und der Kampf gegen die Islamophobie (200) – Inklusive Soziologie (203) – Der Europarat (204) Der Fall des European Network Against Racism (213) Kapitel VII – Linke und rechte Fréristen................................. 219 Nach links, Tariq Ramadan und seine Gefolgschaft ........................ 226 Die Infiltration der Antiglobalisierungsbewegung (228) – Von der Anti- globalisierungsbewegung zum dekolonialen Indigenismus (230) Der islamische Feminismus (237) – L.E.S. Musulmans: Eine islamistische und universitäre Koproduktion (241) Fréristen und Salafismus ................................................ 245 Vom Rap zur Predigt (253) – Cyberprediger und Lebensberater (259) Fatwa-Banken (267) Kapitel VIII – Der Frérismus und seine Verbündeten ...................... 273 Frérismus und die dekoloniale Bewegung .................................. 273 Der Frérismus und die Linke ............................................. 275 Politische Bündnisse: Islamisten und rote wie grüne Linke (276) Der Frérismus, die Ökologie und die ›Rasse‹ (278) Der Frérismus und seine Verbündeten in den Sozialwissenschaften .................................................... 284 Der Weggefährte (285) – »Islamismus scheitert«, »Säkularismus ohne Kompromisse« und »Post-Islamismus«: Thesen zur Leugnung des Islamismus (288) Der Frérismus und die Anthropologie Talal Asads ......................... 298 Die klassischen Anthropologen Geertz und Gellner (299) Die Asad’sche Wende: Warum Anthropologen den Salafismus bevorzugen (309) Kapitel IX – Muslimschwestern ........................................... 313 Diskussionsgruppen, um über »Halal« zu sprechen ......................... 319 Die Frommen und die »einfachen Gläubigen« (321) Kleider machen Leute (323) Kollektive Verantwortung ................................................ 324 Ermahnung beziehungsweise »Warnung« beziehungsweise das Erlernen der Da wahʿ ................................................ 327 Das Verhältnis zur religiösen Norm ...................................... 330 Die Unterstellung der guten Absicht: Wer schweigt, stimmt zu ............ 330 Die Ökonomie der persönlichen und kollektiven Erlösung: Das eigene Leben und das der anderen zu einer frommen Handlung machen ................................................. 332 Das Paradies liegt unter den Füßen der Mütter (333) Das tägliche Handeln fügt sich in die Religionsausübung ein und nicht umgekehrt ..................................................... 333 Leben im Halal .......................................................... 334 Die Themen der Indoktrination ........................................... 336 Einheit der Umma (Tauhid) / Bekämpfung der Uneinigkeit unter Muslimen (Fitna) (336) – Gegen die Abspaltung kämpfen: Muslime in Gefahr, ihren Islam zu verlieren (337) – Läuterung der Muslime: Rückkehr zum authentischen Islam (340) Die Schrecken der Hölle und die Furcht vor dem Jüngsten Gericht (341) Viktimisierung der Muslime (Islamophobie) (344) Kapitel X – Die kleinen Muslime.......................................... 349 Lesen können............................................................. 352 Umerziehung der Eltern: Hüten Sie sich vor den Ungläubigen!.............. 354 Das Auslöschen der Gesichter............................................. 357 Die automatisierte Benutzerführung....................................... 358 Das Jüngste Gericht als Ziel im Alltag................................... 359 Kapitel XI – Schlussfolgerung............................................ 361 Ursachen des Frérismus................................................... 363 Frérismus erkennen....................................................... 365 Dem Einfluss des Frérismus etwas entgegensetzen.......................... 369 Anmerkungen ............................................................. 373 Glossar ................................................................. 413 Personenregister ........................................................ 420 Organisationen .......................................................... 424 Bibliographie ........................................................... 429